So kann jeder richtig netzwerken
In meinem Neujahrsgruß hatte ich ja schon geschrieben, dass 2018 für mich unter dem Motto Netzwerken steht. Das hat mehrere Gründe, einer ist, dass es mir einfach Spaß macht. Ein anderer ist, dass die meisten erfolgreichen Geschäftsanbahnungen, nämlich zweidrittel, auf Grund von Empfehlungen erfolgen. Mir ist das Thema hier im Blog aber auch deswegen so wichtig, weil ich in Gesprächen sehr oft eine große Unsicherheit dazu wahrnehme. Da gibt es die einen, die ständig alles „liken“ und in jedem Online-Netzwerk aktiv sind, in Wahrheit aber nur wenige Bekannte und Freunde haben. Und die anderen, die sich nicht trauen, aus ihrem Schneckenhaus herauszukommen und seit 25 Jahren mit drei Freunden in persönlichem Austausch stehen und sonst mit niemandem. „Ich müsste mal mehr netzwerken, aber das ist einfach nicht so mein Ding“ höre ich oft. Es ist eben auch ein Zeichen unserer Zeit. Denn wir stehen nicht mehr jeden Samstag auf dem Viehhandelsmarkt, um unsere Kühe bestmöglich zu verkaufen und dabei im Smalltalk den neuesten Nachbarschaftsklatsch zu hören. Netzwerken ist etwas, das wir aktiv tun müssen. Wie das gelingt und was uns das Netzwerken bringen kann, lesen Sie hier:
Beziehungen sind wie Muskeln. Man muss sie trainieren, damit sie wachsen
An dieser Stelle beziehe ich mich auf ein Buch, das ich in diesem Zusammenhang gelesen habe: „Never eat alone“ von Keith Ferrazzi (2014, Portfolio Penguin). Ich kann es nicht vorbehaltlos empfehlen, weswegen dies keine Buchbesprechung ist. Aber den ersten Teil, der auf das Mindset für richtiges Netzwerken eingeht, finde ich wirklich gut. Der besagt unter anderem, dass der Deal „Wem ich einen Gefallen tue, der schuldet mir diesen Gefallen zurück“ falsch ist. Diese Annahme ist dabei nicht nur der Grund für mangelnde Hilfsbereitschaft, sondern auch für die verbreitete Hemmung, um Hilfe zu bitten. In Wahrheit geht der Deal nämlich anders: „Wen ich um einen Gefallen bitte, dem gebe ich die Chance, unsere Beziehung zu stärken.“ Ich finde das einen sehr wichtigen Punkt, denn nur so kann der „Beziehungsmuskel“ wachsen (der Vergleich mit dem Muskel gefällt mir sehr). Nur wer eine Grundhaltung mitbringt, in der das Anbieten und Erbitten von Hilfe eine Selbstverständlichkeit und kein Kauf ist, wird sein Netzwerk dauerhaft stärken. Ein Muskel wächst, je öfter man ihn benutzt. Allerdings meist nicht von heute auf morgen – es dauert etwas, bis der Bizeps sichtbar wird oder ausreichend Waden- und Oberschenkelmuskulatur aufgebaut ist, damit man eine Langstrecke durchhalten kann.
Bilde Beziehungen, bevor Du sie brauchst
Über 1.000 XING-Kontakte oder ein Stapel Visitenkarten nützen zunächst einmal gar nichts. Nutzen aus den Netzwerkpartnern entsteht nur bei denen, mit denen man Zeit verbringt und in Kontakt steht. Bei den Kontakten, mit denen man sich austauscht und die man kennt, für die man vielleicht schon einmal etwas getan hat. Denn für eine Beziehung steht im Vordergrund: Was bin ich dem anderen wert? Welchen Grund könnte er haben, mir zu vertrauen? Erst wenn sich das über persönliche, mehrheitlich informelle Begegnungen geklärt hat, führt die Verbundenheit über soziale Netzwerke oder der Besitz der Visitenkarte zum Erfolg. Dann weiß man zum Beispiel, ob der andere gerade in der Situation ist, beim eigenen Anliegen zu helfen. Und es ist nur noch ein Griff zum Hörer oder der kurze Austausch im Chat, in dem man sein Anliegen vorbringen kann. „Hey Hubert, danke für die schöne Mittagspause neulich. Wie ich ja kurz erzählte bin ich bei meinem jetzigen Arbeitgeber nicht besonders glücklich. Inzwischen habe ich gekündigt und bin aktiv auf Jobsuche. Wenn Du also etwas weißt: Wäre toll, wenn Du an mich denkst“. Das ist doch etwas ganz anderes als „Hey Hubert, kennst Du mich noch? Wir haben zusammen in Stanford studiert, mein Gott, wie lange ist das her. Ich such gerade einen Job. Wenn Du etwas hörst, denk mal an mich“.
Bekanntenkreis erweitern – nicht den Freundeskreis
So weit zu dem Buch „Never eat alone“. Mir sind aber noch ein paar andere Aspekte wichtig. Zum Beispiel dieser: Wer sich über Jahre und Jahrzehnte hinweg immer mit den gleichen Leuten trifft, hat sicher eine sehr tiefe und wertvolle Verbundenheit mit ihnen. Das allerdings ist kein Netzwerken, denn beim Netzwerken geht es nicht (notwendigerweise) um Freundschaft. Ein Missverständnis, das aus meiner Sicht besonders in Deutschland verbreitet ist. Entweder jemand ist mein Freund, dann kann er mich auch nachts um drei aus einem anderen Teil Deutschlands anrufen, damit ich ihm aus der Patsche helfe. Oder ich kenne ihn eigentlich gar nicht, dann haben wir auch nicht viel voneinander zu erwarten. Netzwerken aber geschieht genau dazwischen. Als hilfsbereiter, freundlicher und offener Mensch kann ich auch auf solche Menschen zugehen, die ich nicht gut kenne, aber kennenlernen möchte. Ich kann mich mit ihnen verabreden und austauschen, meine Hilfe anbieten oder einfach ein Essen ausgeben, ohne gleich mit ihnen in echter Freundschaft zu sein. Die Lust auf eine Erweiterung des Bekanntenkreises ist also eine Grundvoraussetzung für das Netzwerken. Mit neuen Freundschaften hat das aber nichts zu tun.
Online ergänzt offline und ersetzt es nicht
Oben klang es schon einmal an. Über 1.000 Kontakte bei XING, Facebook und Snapchat – das alles macht Sinn, kann Spaß machen und auch nützlich sein um erste Kontakte zu knüpfen, aber eben nicht allein. Für echtes Netzwerken braucht man Zeit. Wenn ich zum Beispiel möchte, dass mir jemand vertraut, mich gar an passender Stelle empfiehlt, muss er mich persönlich kennen, sonst wird er das nicht tun. Mir ist es tatsächlich vor vielen Jahren einmal passiert, dass mir jemand rein über einen Onlinekontakt empfohlen wurde. Die Zusammenarbeit funktionierte nur mittelmäßig. Hätte ich die Person vorher getroffen, hätte ich sie für das (zum Glück kleine und eher unbedeutende) Projekt nicht ausgewählt. Das passiert mir sicher nicht noch einmal.
Keine Angst sich zu zeigen
Zuletzt möchte ich noch auf den Aspekt eingehen, dass manche Menschen sich einfach nicht gern zeigen. Introvertierte zum Beispiel oder solche, die gern auf Nummer Sicher gehen. Oft höre ich, dass sie nicht online netzwerken, weil sie nicht wissen, was sie schreiben sollen. Oder sie treffen sich ungern mit Unbekannten, weil sie Sorge haben, kein passendes Gesprächsthema zu finden. Diese Sorgen sind aus meiner Sicht nicht notwendig. Denn beim Netzwerken geht es ja nicht darum, besonders witzig zu sein oder ein Gespräch zu führen, an das sich der andere noch jahrelang erinnert. Vielmehr geht es darum, in einem freundlichen Austausch zu sein und damit kann man überhaupt nichts falsch machen. Wer zum Beispiel in einem sozialen Netzwerk einmal kommentiert mit „Danke für den interessanten Post“ macht sich sichtbar, ohne ein Risiko einzugehen. Sich auf einen Kaffee zu verabreden, weil man sich für eine bestimmte berufliche Expertise interessiert, birgt ebenso wenig Risiko. Man muss es nur tun. Es sind nicht immer die Lauten, Witzigen oder besonders Extrovertierten, die gut netzwerken können. Es sind die, die offen und interessiert sind. Über Sichtbarkeit im Netz bloggte ich übrigens schon einmal, dort bin ich auf diesen Aspekt etwas ausführlicher eingegangen. Hier geht es zum Blogpost.
Ich habe mir vorgenommen, dieses Jahr verstärkt darauf zu achten wertvolle Kontakte zu knüpfen oder zu pflegen. Ich freue mich auf jeden einzelnen und bin gespannt, was ich am Ende des Jahres zu berichten habe. Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit diesem Beitrag einen Anstoß zum Netzwerken geben und nebenbei noch ein paar Tipps, die das Netzwerken ausmachen.
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